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2 Stellen im Vorhaben Tod und Neues Leben

Beiträge der katholischen Kirche zur Kulturellen Nachhaltigkeit unter jungen Erwachsenen in Landgemeinden und Kleinstädten

Ausschreibung PDF

Das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen schreibt, in Zusammenarbeit mit der Katholischen Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen in Schmochtitz,
für das Vorhaben Tod und Neues Leben zwei Stellen im Zeitraum 01.07.-31.12.2019 aus (vorbehaltlich des in Kürze erwarteten Eingangs des Zuwendungsbescheides durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien BKM):

Ihre Bewerbung

Bitte senden Sie bis Montag 17. Juni 2019, 24:00 Uhr, ein aussagefähiges Bewerbungsschreiben und die üblichen Unterlagen sowie einen beliebigen wissenschaftlichen Text per Mail an:

Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen
geschäftsf. Direktor Prof. Dr. Dr. Matthias Theodor Vogt
Klingewalde 40, D-02828 Görlitz,
E-Mail: institut@kultur.org

Das Vorhaben

Das Vorhaben greift zwei wesentliche Elemente des Kirchenjahres auf, die mit der Sinnsuche gerade der Jüngeren auch jenseits kirchlicher Kreise stark korrelieren: den November als Totenmonat und den Dezember als AdventTod und Neues Leben stehen im Zentrum des jeweiligen Doppelprojektes.

An elf Kirchgemeinden oder Klostergemeinschaften oder Caritas-Gemeinschaften sollen Doppelprojekte durchgeführt und von jungen Erwachsenen in einem Projektrahmen von je 5.000 Euro plus Investitionsmittel von durchschnittlich 2.000 Euro realisiert werden. Aufgabe der (über den Sommer per Ausschreibung zu findenden) Interessenten ist es, für November und für den Advent je ein kulturelles Programm auszuarbeiten, das sich mit Identitätsbehauptungen von jüngeren Erwachsenen (ca. 18-39 Jahre) in Landgemeinden und Kleinstädten auseinandersetzt. Dies können musikalische, bildkünstlerische, literarische, Theater und andere Workshops sein, die jeweils auf eine öffentliche Aufführung / Veranstaltung mit Diskussion in Kooperation mit Buchhandlungen, lokalen Museen etc. hinorientieren. In Einzelfällen können die Veranstaltungen auch in einen Gottesdienst mit anschl. Gespräch eingebettet sein. Angeregt wird, daß die Landgemeinden und Kleinstädte Professionelle bzw. Diversitätserfahrene aus den umliegenden Großstädten einbinden und so den Urbanitätsaspekt stärken.

Optional können die Eingeladenen unter den Stichworten kulturelle Nachhaltigkeit bzw. kulturelle Diversität eine zentrale Herausforderung der bundesdeutschen Gesellschaft aufgreifen: das in den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen geforderte und von der Bundesregierung mitbeschlossene Ziel der „Einen Welt“. Konkret die vom Freistaat Sachsen derzeit avisierte Zusammenarbeit mit Subsahara-Afrika, das ja (auch) zu den Themen Tod und Neues Leben Bemerkenswertes beitragen kann.

Zum Begriff der Kulturellen Nachhaltigkeit

Kultur ist ein lebenslanger Prozess, in dem eine jede und ein jeder Mündigkeit erlangt, um Verantwortung übernehmen zu können für sich und für andere. Kern der Kultur ist die dynamische Übertragung von Werten, Normen und Verhaltensregeln von einer Generation auf die nächste. Was gestern richtig erschien, kann morgen ein Fehler sein. Wertewandel, Transformations-bewältigung und Bildung sind als Einheit zu sehen.

Begriff und Praxis der „Nachhaltigkeit“ wurden in Sachsen erfunden (Carlowitz 1713). Mit den Sustainable Development Goals, den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen für 2030, hat sich nun auch die Weltgemeinschaft ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Jedes Land und jeder Bürger soll ihren und seinen persönlichen Beitrag leisten. Für eine Abkehr von der Ressourcenplünderung. Für Gerechtigkeit zwischen der heutigen und den kommenden Generationen. Für ein neues Denken in der „Einen Welt“. Dies ist nicht utopisch, sondern notwendig.

Die kulturelle Nachhaltigkeit ist die vierte Säule des globalen Ringens um die Bewohnbarkeit unseres Planeten. Dies erfordert einen grundsätzlichen Bewußtseinswandel. Nur so können wir den Erhalt der sozialen, der ökonomischen, der ökologischen Sphäre gewährleisten.

Hintergrund

Das Vorhaben widmet sich dem adapted creative development als zentralem Problem der kleineren Gemeinden im Landkreisraum, den Subjektkonstruktionen und -positionen, Alteritätskonstruktionen und Identitätsbehauptungen von jüngeren Erwachsenen (ca. 18-39 Jahre) in Landgemeinden und Kleinstädten.

In den 291 (plus 3 unechten) Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland sind rund 70 % der Bevölkerung ansässig; in den Landgemeinden und Kleinstädten rund 50 %. Während die Medien-, akademischen, Verwaltungs-, politischen und Migranten-Eliten auf die Metropolstädte größer 500.000 Einwohner fokussieren (die lediglich 16% der deutschen Bevölkerung umfassen) und auf deren spezifische Befindlichkeiten, bilden evangelische und katholische Kirche den Gesamtraum der deutschen Bevölkerung flächendeckend ab. Seit der Aufnahme der Geflüchteten und Vertriebenen post 1945 geschieht dies überwiegend in konfessionell heterogenen Räumen sowie inzwischen, aufgrund der Altersstrukturen, mit einem gewissen Prä in jenen Landgemeinden kleiner 5.000 Einwohnern und Kleinstädten zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnern, denen Aufmerksamkeit des Vorhabens gilt.

Die Maßnahme zielt auf eine spezifische Form der Raumgerechtigkeit. Auf die subjektive Überzeugung junger Erwachsener nämlich, in Kleinstädten und Landgemeinden gegenüber Großstädten nicht nur gleichwertige Lebensverhältnisse, sondern durch die besonderen Interaktionspotentiale in ländlichen Räumen partiell höherwertige Lebensverhältnisse selbst gestalten zu können. Von besonderem Interesse ist, wieweit sich bei den von Jüngeren konzipierten Teilprojekten die ambivalente Rolle gerade der katholischen Kirche bei deren Forderung nach heterogenen, interkulturellen und geschlechtergerechten Freiräumen spiegeln wird. Insofern kommt der Maßnahme auch erhebliche binnenkirchenpolitische Bedeutung zu.

Die Maßnahme geht von folgenden Prämissen aus;

  1. Partizipativer bottom-up-Ansatz: es wird keine zentral organisierte Vorgabe geben, da das Vorhaben strikt den kulturellen Bedürfnissen der Menschen vor Ort ausgerichtet ist, sondern eine Einladung an jüngere Erwachsene in katholischen Gemeinden, sich mit elf konkreten Einzelvorhaben zu beteiligen und diese selbst auszuarbeiten je nach den lokalen Möglichkeiten. Ziel ist die Unterstützung von Kooperationen mit dem Kulturbereich, dies können Buchhandlungen sein oder Heimatvereine oder lokale Museen oder Einrichtungen bzw. Akteure aus größeren Städten.
  2. Die Einladung beschränkt sich auf zwei exemplarische Gebiete: (1) Landgemeinden und Kleinstädte im Bistum Görlitz als kleinstem und strukturschwächstem unter den deutschen Bistümern in den beiden Ländern Brandenburg und Sachsen; von besonderem Interesse werden die Gebiete mit einer Bevölkerungsdichte kleiner 50 E/km² sein, da hier die Modernitätsrealisierung Junger vor besondere Herausforderungen gestellt ist; (2) Landgemeinden und Kleinstädte im Ostteil des Bistums Dresden-Meißen rund um das sorbische Siedlungsgebiet Schmochtitz.
  3. Die katholische Kirche unterhält – anders als die evangelischen Schwestern und Brüder – kein zentrales Kulturbüro und hält dementsprechend keine Vorratsprojekte abrufbar, vielmehr muß sie diese nun konzipieren und organisieren. Dies wiederum hat den besonderen Vorteil, daß sich die Maßnahme – eine stringente Planung, Koordination und ex-ante-Evaluation vorausgesetzt – punktgenau einer spezifischen Fragestellung, eben dem adapted creative development, widmen und damit ein kohärentes Gesamtbild auch mit Blick auf künftige Fördermaßnahmen erarbeiten kann. Die Maßnahme wird koordiniert durch das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen in Zusammenarbeit mit der Kath. Bildungsstätte des Bistums Dresden-Meißen in Schmochtitz und der Professur Kulturpolitik der Hochschule Zittau/Görlitz. Die drei Einrichtungen arbeiten ex ante eine Evaluierung aus, laden Vertreter der ausgewählten Projekte zu Vorbesprechung / Qualifikationstreffen in Schmochtitz ein und erstellen gemeinsam eine Projektdokumentation on-line und print, um die Erkenntnisse späteren Interessenten verfügbar zu machen.

Ziele

Zielstellung der Maßnahme ist erstens die Einleitung eines Prozesses, der einerseits schon länger geplante Projektideen von Jüngeren in den betreffenden Gemeinden für Kooperationen im kulturellen Bereich zu realisieren hilft, andererseits für jedes Projekt ein Investitionsvolumen von zusätzlichen 2.000 EUR vorsieht, das es den Initiativen ermöglichen soll, den Projektgedanken aus eigenen Kräften in den kommenden Jahren fortzuführen – säen, um auch künftig zu ernten. Ein zentraler Beurteilungspunkt für die einzureichenden Anträge wird die Nachhaltigkeit sein; inwiefern werden künftige Kooperationen mit in den Blick genommen?

Zweites Ziel der Maßnahme ist ein Erfahrungsgewinn, um in einem größeren Maßstab quer durch die Bundesrepublik und deren Landkreisräume ein größeres Vorhaben entwickeln zu können, das sich auf die Evaluierung der Maßnahme stützen und einen Beitrag zur Diversitätsgewinnung in den Landgemeinden leisten kann.

Görlitz, den 4. Juni 2019
M. Vogt