Rückblick Studiengang “Kultur und Management Görlitz”
universitär, kreativ, solide
„Mobilizing support for the arts has become an art in itself. It calls for individuals combining economic flair, a grasp of social legislation, familiarity with an increasingly diverse cultural scene, and an uncompromising commitment to meticulous organization.“ (Begründung des Generaldirektors der UNESCO, Federico Mayor, für die Übernahme der Schirmherrschaft über den Studiengang „Kultur und Management Görlitz“)
Am 16. November 2017 galt es zu feiern: Vor zwanzig Jahren hatten die Hochschule Zittau/Görlitz und das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen gemeinsam den Kulturmanagement-Studiengang „Kultur und Management“ Görlitz gegründet. Inzwischen ist er mit Partnerhochschulen in zahlreichen Ländern verbunden. Die “<strong>KuMas</strong>”, wie die Studierenden sagen (bzw. Absolventen von „WK“, wie die Hochschule sie nennt) sind europaweit und darüber hinaus tätig – an Theatern, Goethe-Instituten, Museen, Kulturverbänden, in Musik- und Kunstprojekten, in Botschaften und als Hochschullehrer.
Aus diesem Anlaß haben wir Professor Karl-Siegbert Rehberg von der TU Dresden gebeten, über „Politikverzicht als Zeitsignatur?“zu reflektieren und mit Ihnen ins kritische Gespräch zur aktuellen Lage – auch in Ostsachsen – zu kommen. Anschließend fand ein Empfang statt – wir danken Nicolas Schulmann FIO SYSTEMS Leipzig, Lehleiter + Partner, dem Autohaus Klische und der Landskron Brauerei für ihre freundliche Unterstützung!
Bitte finden Sie hier die Grußworte von Kulturstiftungspräsident Ulf Großmann, Rektor Friedrich Albrecht und Altrektor Peter Dierich , der die Absolventen als universitär – kreativ – solide einschätzt.
PD Dr. habil. Maik Hosang , Studiengangsleiter WKb
Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Matthias Theodor Vogt, Studiengangsleiter WKm
Reportage von Clara Schwarzenwald
Im folgenden geben wir die in der LITTERATA erschienene Reportage von Clara Schwarzenwald vom Festakt wieder (<https://www.mironde.com/litterata/6687/reportagen/20-jahre-kultur-und-management-goerlitz>).
»Universitär – kreativ – solide«
20 Jahre »Kultur und Management Görlitz«
Reportage von Clara Schwarzenwald
Am Abend des 16. November 2017 wurde des zwanzigjährigen Gründungsjubiläums des Studienganges »Kultur und Management Görlitz« an der Hochschule Zittau/Görlitz mit einer Festveranstaltung im Kreativhaus Klingewalde gedacht.
Mit sichtlicher Freude begrüßte Studiengangsgründer Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt Studenten und Absolventen, Unternehmer, Kulturschaffende, Politiker und Wissenschaftler aus nah und fern.
Ulf Großmann, der Präsident der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der vor 20 Jahren Kulturbürgermeister der Stadt Görlitz war, skizzierte die Umstände der Gründung. Das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen wandte damals 1,5 Millionen DM auf, um ein geistiges Forum für die Bewältigung der Transformationsprozesse zu schaffen, das ein Tor nach Mitteleuropa zu öffnen vermag. (Download Beitrag ULf Großmann als PDF).
Aufmerksam hörten die Studenten die Rede des Präsidenten der Kulturstiftung.
Prof. Dr. Friedrich Albrecht, der Rektor der Hochschule Zittau-Görlitz, würdigte in seinem Grußwort den Beitrag des Studienganges als wichtige Bereicherung des Ausbildungsprofils der Hochschule und skizzierte (wenn auch noch nicht beschlossen und ohne Fakultätshoheiten vorgreifen zu wollen) „Interkulturalität“ und „Kreativwirtschaft“ als mögliche neue Richtungen des Studiengangs. (Download Beitrag Friedrich Albrecht als PDF).
Nach der Rede des Rektors traten die Vertreter der ungarischen Partneruniversität Pécs nach vorn, um die Vereinbarung für den grenzüberwindenden Masterstudiengang Pécs/Görlitz zu überreichen.
Altrektor Prof. Dr. Peter Dierich, der im Studiengang das Fach »Wirtschaftsmathematik« unterrichtetet hatte, äußerte seine Anerkennung über die hochmotivierten Studenten. Er faßte sie in die überzeugende Formel „universitär – kreativ – solide“. (Download Beitrag Peter Dierich als PDF).
Dem bekannten Soziologen Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, Herausgeber der Arnold-Gehlen-Gesamtausgabe im Verlag Vittorio Klostermann, blieb der Festvortrag vorbehalten. Er selbst schränkte ein, dass sein Themat nicht eben das eines Festvortrages sei. Überschrieben hatte er seine Rede mit »Politikverzicht als Zeitsignatur?«. Indem er ›das Abendland‹ als Fluchtort verlorener Heimatlichkeit ansprach, traf er eine Thematik, die in den letzten Jahren für große Aufmerksamkeit gesorgt, gleichzeitig aber unter dem Schlagwort »Populismus« auch zu einer West-Ost-Kontroverse geführt hatte. Im Hintergrund zeigten Bilder aus Dresden das „Abendland“ als Fluchtort verlorener Heimatlichkeit. Professor Rehberg brachte eine Vielzahl von Aspekten in die Untersuchung der Problematik ein und löste eine angeregte Diskussion aus.
Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Dekan der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Chemnitz und gemeinsam mit Professor Vogt Doktorvater einiger Alumni des Studienganges, verband sein Grußwort mit der Überleitung zum kulinarischen Teil der Veranstaltung im Erdgeschosssaal. Die Gäste plauderten bei polnischen Maultaschen und ungarischem Wein noch lange miteinander.
Am Morgen des 17. November begann die Wissenschaftliche Tagung mit dem Referat von Professor Vogt. Wir haben ihn gebeten, die Argumente seines Beitrag in einem Essay „Wenn zornige Bürger Berlin den nackten Hintern zeigen“ zu verdichten. Diesen können Sie unter https://www.mironde.com/litterata/6673/reportagen/wenn-zornige-buerger-berlin-den-nackten-hintern-zeigen nachlesen.
Moderator im 1. Tagungsteil »Sichtbarkeit in öffentlichen und halböffentlichen Räume« war SPIEGEL-Redakteur Alexander Smoltczyk
Es schlossen sich Beiträge namhafter Wissenschaftler aus dem In- und Ausland an, ebenso auch von zwei Doktoranden aus Tiflis und Nantes und von einer Magistrandin des Studienganges »Kultur und Management Görlitz« aus Hannover. Das Programm finden Sie unten.
Die Tagung endet am Nachmittag des 17. November mit zwei Regionalforen, die Bürgern der Region die Gelegenheit boten, mit der Wissenschaft ins Gespräch zu kommen und viele bedenkenswerte Argumente einzubringen.
Clara Schwarzenwald
Information
Tagungsprogramm
Freitag, 17. November 2017 (Großer Hörsaal Haus GI Raum 1.01)
9.00 Grußworte Prof. Dr. Friedrich Albrecht, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz; Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Direktor des TRAWOS Instituts für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung; Einführung Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt, Direktor Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen und Hochschule Zittau/Görlitz, Fakutlät Management und Kulturwissenschaften
9.15 Vorträge I: Sichtbarkeit in öffentlichen und halböffentlichen Räume
Moderation: Alexander Smoltczyk, Freiburg
09.20 Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Technische Universität Chemnitz: »Öffentlichkeit und Staatlichkeit im Transformationsprozeß«
09.40 Prof. Dr. Oliver Reisner und Tamar Taralashvili M.A., Ilia Universität Tiflis »Sichtbarkeit. Anerkennungsprozesse junger Menschen in georgischen Mittelstädten«
10.10 Adrien Houguet M.A., Doktorand Universität Rouen und TU Chemnitz: »Stadtbilder aus Sachsen, Polen und Georgien«.
10.20 Diskussion
11.15 Vorträge II: Interkulturalität und Resilienz
Moderation: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, TU Dresden
11.20 Dr. Vera Hennefeld, Universität Saarbrücken, Gesellschaft für Evaluation »Auf der Suche nach Evaluationskriterien für interkulturelle Kompetenz«.
1140 Luise Knoll, B.A., Masterstudiengang Kultur und Management Görlitz »Das Potenzial interkultureller Begegnungen im Spannungsfeld von ‹Der Fremde und das Andere› am Beispiel der Initiative Welcome Board des Musiklandes Niedersachse.
Bericht aus der Masterarbeit.
11.50 Dr. Rebecca Gutwald, LMU München »Kommunale Resilienz. Eine alternative Perspektive auf soziale Prozesse«
12.10 Diskussion
14.00 Drei parallele Regionalforen mit Fachleuten und Vertretern der Zivilgesellschaft
14.00 Regionalforum I: Grenzüberschreitende Nachbarschaft im Dreiländerec
Moderation: Prof. Dr. Anton Sterbling, Rothenburg i.S.
Prof. Dr. Małgorzata Świder, Universität Oppeln
Dozent Dr. habil. Huszár Zoltán, PhD, Universität Pécs
Die Oberlausitz hat einen deutschen und einen polnischen Teil. Liberec entwickelt sich zu einem Arbeitsplatzzentrum für die Region Zittau. In Görlitz kommen gut 5 % der Einwohner aus Polen. Sind wir aber tatsächlich schon Nachbarn in einem mehr als geographischen Sinn? Konnten wir die gegenseitigen Stereotypen auf allen drei Seiten der Grenze in den gut 25 Jahren seit Polens Rundem Tisch, Tschechiens Samtener Revolution und dem Fall der Berliner Mauer überwinden?
Impulse für die Diskussion kommen dazu von Dr. Regina Gellrich von der Sächsischen Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung (kurz NaLa) im LRA Görlitz und Michaela Janyska, Managerin für Internationale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Zittau.
14.00 Regionalforum II: Flucht und Integration: kulturelle Aspekte zwei Jahre nach dem Herbst 2015; Moderation: Prof. Dr. Oliver Reisner, Ilia Universität Tiflis
Prof. Dr. Sabine Asmus, Universität Leipzig
Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt, IKS und Hochschule Zittau/Görlitz
Viele Flüchtlinge aus dem syrischen und aus anderen Bürgerkriegen fanden in der Oberlausitz ein vorläufiges Zuhause, so wie nach 1945 viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. Bürger, Ämter, Kirchen haben Großes geleistet. Wie steht es zwei Jahre nach dem Herbst 2015 um die Integration der zu uns Gekommenen? Sind sie schon Teil unseres »Wir«?
Erfahrungen aus Ihrer Arbeit berichten hierzu Marika Vetter von der Kontaktstelle für Asyl im Mehrgenerationenhaus Rothenburg in Trägerschaft des Diakoniewerkes Martinshof und Astrid Riechmann vom Willkommen in Bautzen e.V., Träger des Projektes »House of Ressources«.
14.00 Regionalforum III: Stadtgesellschaften und sozial-kulturelle Integration
Moderation: Alexander Smoltczyk, Freiburg,
Prof. Dr. David Paitschadse, Tiflis
Dr. Rebecca Gutwald LMU München
Gesellschaftlicher Zusammenhalt beginnt auf der Gemeindeebene und hört dort nicht auf. Desintegrationstendenzen gerade in den kleineren Gemeinden sind das sichtbare Ergebnis von 25 Jahren einer metropolfixierten Landespolitik. Wie aber kann ein Land wachsen und gedeihen, in dem die sozialkulturelle Integration von Landkreisraum und Zentren klein und immer kleiner geschrieben wird? Und wie sieht es im Inneren unserer Städte aus?
Davon berichten Bernd Stracke als Mitbegründer des Löbau lebt e.V. und Geschäftsführer B3 Institut für Beratung, Begleitung und Bildung e. V. in Dresden und Valentin Hacke, Cyrkuspädagoge vom Kulturbrücken e.V. in Görlitz.
16.30 Abschlussplenum mit Berichten aus den Regionalforen (Aula, Haus G I)
Moderation und Schlußwort: Prof. Dr. Stefan Garsztecki, TU Chemnitz, und Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt
(https://www.mironde.com/litterata/6687/reportagen/20-jahre-kultur-und-management-goerlitz).
Wir danken dem Mironde-Verlag für die freundliche Genehmigung zum Wiederabdruck!