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Straße der Identitäten

Ein Forschungsprojekt der Hochschule Zittau/Görlitz im Zusammenwirken mit der Fachsektion Bildung, Kultur und Geschichte des Akademischen Koordinierungszentrum in der Euroregion Neiße im Zusammenhang der 3. Sächsischen Landesausstellung „Via Regia“

mit freundlicher Unterstützung durch den
Kulturreferenten für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz und den

Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein e. V.

 

Projektbeschreibung

Problemstellung

Schulbücher vermitteln eine deutsche, polnische oder tschechische Hochsprache und nationale Identität. Der Staat bezahlt seit 200 Jahren seine Lehrer nicht zuletzt für eine solche Identitätsvermittlung. Aber so einfach ist es nicht. Schlechtes /English/, Jeans, Pop, Facebook, Nokia, Nintendo sind Identitätszeichen der heutigen Jugend; weltweit. So wie bis vor hundert Jahren das /Français/ ein gemeinsames Identitätszeichen des europäischen Adels war und die /opera/ eines des europäischen Bürgertums zwischen St. Petersburg und Kairo.

Noch weit schwieriger ist die Frage der regionalen Identität. Schaut man auf die Großelterngeneration der heutigen Schüler von Görlitz, Jelena Góra und Liberec, so sind sie im Ergebnis von Flucht, Vertreibung oder Neuansiedlung statistisch zu 40%, 98%, 50% erst nach 1945 in die betreffenden Städte gekommen; vorher waren sie insbesondere preußische Schlesier, polnische Galizier oder Zentralböhmen, nun mussten sie für sich, ihre Kinder und Enkel eine periphere Identität aufbauen.

Die Via Regia, die mittelalterliche Ost-West- und West-Ost-Verbindung von Frankfurt und Leipzig über Görlitz nach Breslau und Kiew, wurde nach 1945 und wurde erneut nach 1989 zum Ort sich wandelnder Regionalidentitäten. Die im ACC zusammenwirkenden sechs Hochschuleinrichtungen der Euroregion Neiße sind Erben und Multiplikatoren des multiplen Identitätswandels. Stolz trägt ein jede den Ort ihres Sitzes im Titel; doch was heißt dies für Lernende und Lehrende?

Hierüber zu reflektieren und den musealen Ansatz der Landesausstellung „Via Regia“, der naturwissenschaftlichen Ausstellung „Straße der Arten“ und die „Lebenswege ins Ungewisse (1933-2011)“ im Schlesischen Museum zu Görlitz um eine wissenschaftliche Ortsbestimmung zu ergänzen, ist Sinn des Projektes „Straße der Identitäten“.

 

Zielstellung, Methodik, Erwartungshorizont

Während für das 19. und mehr noch das frühe 20. Jahrhundert das /nation buildung/ der, mit Anderson zu sprechen, /imagined communities/ konstitutiv war und damit das Modell der /top-down/-Delegierung von Identität auf einer den Gesamtstaat umfassenden Grundlage, zeigt sich die heutige studentische Jugend geprägt von heterarchischen /bottum-up/-Modellen selbst konstituierter Identitätsprozesse. Parallelitäten und Differenzen in den studentischen Kohorten der deutschen, polnischen und tschechischen Mitgliedshochschulen des Akademischen Koordinierungszentrum in der Euroregion Neiße (ACC) sollen im Rahmen des Forschungsprojektes analysiert und benannt werden; eine bislang grenzüberschreitend nicht vorgenommene Arbeit.

Methodisch werden Anleihen bei den Instrumentarien der Organisationstheorie gemacht, insbesondere der heterarchischen Aufgabenanalyse. Wissenschaftlich geleitet wird das Forschungsprojekt von der Fachsektion Bildung, Kultur und Geschichte des ACC im Zusammenwirken mit Experten der Regionalforschung und -soziologie. Die Untersuchungsgruppe umfasst insbesondere zehn bis zwölf Studentensprecher aus jedem Land; also diejenigen, die schon im Studium beweisen, dass sie Verantwortung für ihre Generation zu übernehmen bereit sind.

Zu erwarten sind insbesondere Aussagen zur personalen Identität, die über den wissenschaftlichen Wert hinaus für die Steuerung der Hochschulen und ihre grenzüberschreitende Kooperation hohe Relevanz entfalten – der Umbau von Hochschulen zur Serviceeinrichtung setzt präzisere Kenntnisse ihrer Klientel voraus, als dies derzeit der Fall sein kann.

 

Programm

Die Fachsektion hat sich bereits im Herbst 2010 mit der Thematik fachlich auseinandergesetzt und die Durchführung beschlossen; die eigentlichen Arbeiten setzten im März 2011 ein.

Das Sommersemester 2011 ist der Aufarbeitung des Forschungsstandes, der Auswahl der studentischen Teilnehmer und der Vorbereitung der zwei geplanten Workshopeinheiten gewidmet. Diese werden im Wintersemester 2011/12 und im Sommersemester 2012 stattfinden.

Die erste Workshopeinheit vom 26.-29. Oktober 2011 wird die studentischen Teilnehmer an die Thematik heranführen und ihnen Methoden zur Erfassung der regionalen Identität vermitteln. Die hier erlernten Praktiken sind von den studentischen Teilnehmern nach Rückkehr in ihre jeweiligen Heimat- bzw. Studienorte selbständig anzuwenden. Die sich daraus ergebenden Erkenntnisse werden in der zweiten Workshopeinheit im März 2012 diskutiert und vor geladenem Publikum präsentiert.

Der wissenschaftsmethodisch besondere Reiz des Forschungsprojektes liegt in der interdependenten Parallelität der Arbeiten wissenschaftlicher Experten einerseits und einer Kohorten studentischer Betroffener andererseits.

Die Einladung an die Studentensprecher finden Sie bitte hier.

Den aktuellen Programmablauf finden Sie hier.

Das Plakat für das Theaterschauspiel „In den Fußstapfen der
Tempelritter“ des Form Theater Breslau von Józef Markocki
am 27.10.2011, 19:00 Uhr, in Haus Klingewalde finden
Sie hier.

 

Organisation

Verantwortlich Liberec: Prof. Neumannová, Technische Universität Liberec
Verantwortlich Jelena Góra: Mgr. Jelenska, Kolegium Karkonoskie
Verantwortlich Görlitz: Prof. Vogt, Hochschule Zittau/Görlitz

Organisation Görlitz: Projektgruppe des Studiengangs „Kultur und Management“, Fakultät Wirtschafts- und Sprachwissenschaften, Hochschule Zittau/Görlitz

Organisation Finanzen wissenschaftliche und Organisationsmitarbeiter:
Hochschule Zittau/Görlitz

Organisation Finanzen Transporte: ACC