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Novembertagung 17.11.2017

Gesellschaftlicher Zusammenhalt  und interkulturelle Integration

Eine zentrale politische Herausforderung unseres Landes ist gegenwärtig die diskursiv-normative und politische Transformation der Bundesrepublik in ein Einwanderungsland. Mit ihr verbunden ist die Sorge um ein gelingendes Zusammenleben – angesichts einer zunehmenden Vielfalt von Herkunft, Tradition, Kultur und Religion in unserem politischen Gemeinwesen.

Die Bundestagswahl vom 24. September 2017 hat nachdrücklich gezeigt, wie wenig Resonanz in der Bevölkerung die bislang geübten politischen Praxen gefunden haben. Und wie groß daher der Bedarf an einem neuen Nachdenken speziell in Sachsen – und hier wieder besonders in der Oberlausitz – ist.

Ein solches Nachdenken kann nur gemeinsam gelingen! Die Hochschule Zittau/Görlitz und ihre nationalen und internationalen Partner im geplanten Forschungsverbund „Gesellschaftlicher Zusammenhalt und interkulturelle Integration“ – Hochschullehrer gemeinsam mit ihren Doktoranden und Studenten – laden daher die Freunde geistiger Auseinandersetzung unter den Bürgern, unter den Kollegen und unter den Studenten herzlich zur TRAWOS-Tagung am Freitag 17. November 2017 in Görlitz ein.

Wir möchten mit Ihnen zunächst über das Problem der Sichtbarkeit in öffentlichen und halböffentlichen Räumen diskutieren. In den kleineren Gemeinden der Oberlausitz, Niederschlesiens oder auch Georgiens ist Sichtbarkeit speziell der Jungen kaum noch gegeben. Damit fehlt die Grundvoraussetzung für soziale Anerkennung, von der wir alle mindestens ebenso sehr leben wie von Essen und Trinken.

Eine nicht minder spannende (und politisch heiß umkämpfte) Frage ist die, ob Interkulturalität zur nachhaltigen Selbststeuerungskraft einer Region – auf neudeutsch: Resilienz – wesentlich beiträgt oder ob Interkulturalität den Zusammenhalt einer Region eher gefährdet, wie manche meinen.

In drei parallelen Regionalforen wollen wir Sie am Nachmittag ins Gespräch mit Fachleuten und Vertretern der Zivilgesellschaft bringen: Wie verhält es sich mit der grenzüberschreitenden Nachbarschaft im Dreiländereck? Wo stehen wir bei Flucht und Integration und deren kulturellen Aspekten zwei Jahre nach dem Herbst 2015? Wie bei der sozial-kulturellen Integration in unseren Stadtgesellschaften?

Am Vorabend, dem Donnerstag 16. November um 19 Uhr, gilt es etwas zu feiern: Vor zwanzig Jahren haben die Hochschule Zittau/Görlitz und das Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen gemeinsam den Studiengang „Kultur und Management Görlitz“ unter Schirmherrschaft des UNESCO-Generaldirektors Federico Mayor gegründet. Zwischenzeitlich ist er mit Partnerhochschulen in zahlreichen Ländern verbunden, seine Absolventen sind in vielen Einrichtungen und Projekten quer durch Europa und weit darüber hinaus tätig. Aus diesem zusätzlichen Anlaß haben wir Professor Karl-Siegbert Rehberg von der TU Dresden gebeten, über Politikverzicht als Zeitsignatur? zu reflektieren und mit Ihnen ins kritische Gespräch zur aktuellen Lage auch in Ostsachsen zu kommen.

Der Eintritt zur Tagung ist frei. Wir danken für die freundliche Unterstützung unserer Forschungen dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Wir bitten lediglich um Anmeldung unter: https://www.hszg.de/trawos/veranstaltungen/tagungen/novembertagung-2017.html.

 

 

8:30

Ankommen mit Kaffee und Tee. Anmeldung im Haus GI Blue Box

9:00

Grußworte Prof. Dr. Friedrich Albrecht, Rektor der Hochschule Zittau/Görlitz
Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Direktor des TRAWOS Instituts für Transformation,
Wohnen und soziale Raumentwicklung

Einführung Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt, Direktor Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen und Hochschule Zittau/Görlitz, F-MK

9:15

Vorträge I: Sichtbarkeit in öffentlichen und halböffentlichen Räume
Moderation: Alexander Smoltczyk, Freiburg

09:20

Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Technische Universität Chemnitz:
Öffentlichkeit und Staatlichkeit im Transformationsprozeß  

09:40

Prof. Dr. Oliver Reisner und Tamar Taralashvili M.A., Ilia Universität Tiflis:
Sichtbarkeit. Anerkennungsprozesse junger Menschen in georgischen Mittelstädten

10:10 

Adrien Houguet M.A., Doktorand Universität Rouen und TU Chemnitz:
Stadtbilder aus Sachsen, Polen und Georgien.

10:20

Diskussion

10:45

Kaffeepause

11:15

Vorträge II: Interkulturalität und Resilienz
Moderation: Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, TU Dresden

11:20

Dr. Vera Hennefeld, Universität Saarbrücken, Gesellschaft für Evaluation:
Auf der Suche nach Evaluationskriterien für interkulturelle Kompetenz.

11:40

Luise Knoll, B.A., Masterstudiengang Kultur und Management Görlitz
Das Potenzial interkultureller Begegnungen im Spannungsfeld von „Der Fremde und das Andere“ am Beispiel der Initiative Welcome Board des Musiklandes Niedersachsen
.
Bericht aus der Masterarbeit.

11:50

Dr. Rebecca Gutwald, LMU München:
Kommunale Resilienz. Eine alternative Perspektive auf soziale Prozesse

12:10

Diskussion

13:00

Mittagspause (Selbstverpflegung, Mensa geöffnet)

14:00

3 parallele Regionalforen mit Fachleuten und Vertretern der Zivilgesellschaft

14:00

Regionalforum I: Grenzüberschreitende Nachbarschaft im Dreiländereck
Raum 1.18, 1. OG im Haus GI (Blue Box)

Moderation: Prof. Dr. Anton Sterbling, Rothenburg i.S.
Prof. Dr. Małgorzata Świder, Universität Oppeln
Dozent Dr. habil. Huszár Zoltán, PhD, Universität Pécs

Die Oberlausitz hat einen deutschen und einen polnischen Teil. Liberec entwickelt sich zu einem Arbeitsplatzzentrum für die Region Zittau. In Görlitz kommen gut 5 % der Einwohner aus Polen. Sind wir aber tatsächlich schon Nachbarn in einem mehr als geographischen Sinn? Konnten wir die gegenseitigen Stereotypen auf allen drei Seiten der Grenze in den gut 25 Jahren seit Polens Rundem Tisch, Tschechiens Samtener Revolution und dem Fall der Berliner Mauer überwinden?

Impulse für die Diskussion kommen dazu von Dr. Regina Gellrich von der Sächsischen Landesstelle für frühe nachhbarsprachige Bildung (kurz NaLa) im LRA Görlitz und Michaela Janyska, Managerin für Internationale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Zittau.

14:00

Regionalforum II: Flucht und Integration: kulturelle Aspekte zwei Jahre nach dem Herbst 2015
Raum 1.19, 1. OG im Haus GI (Blue Box)

Moderation: Prof. Dr. Oliver Reisner, Ilia Universität Tiflis
Prof. Dr. Sabine Asmus, Universität Leipzig
Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt, IKS und Hochschule Zittau/Görlitz

Viele Flüchtlinge aus dem syrischen und aus anderen Bürgerkriegen fanden in der Ober-lausitz ein vorläufiges Zuhause, so wie nach 1945 viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten. Bürger, Ämter, Kirchen haben Großes geleistet. Wie steht es zwei Jahre nach dem Herbst 2015 um die Integration der zu uns Gekommenen? Sind sie schon Teil unseres „Wir“?

Erfahrungen aus Ihrer Arbeit berichten hierzu Marika Vetter von der Kontaktstelle für Asyl im Mehrgenerationenhaus Rothenburg in Trägerschaft des Diakoniewerkes Martinshof und Astrid Riechmann vom Willkommen in Bautzen e.V., Träger des Projektes „House of Ressources“.

14:00

Regionalforum III: Stadtgesellschaften und sozial-kulturelle Integration
AULA, EG im Haus GI (Blue Box)

Moderation: Alexander Smoltczyk, Freiburg,
Prof. Dr. David Paitschadse, Tiflis
Dr. Rebecca Gutwald LMU München

Gesellschaftlicher Zusammenhalt beginnt auf der Gemeindeebene und hört dort nicht auf. Desintegrationstendenzen gerade in den kleineren Gemeinden sind das sichtbare Ergebnis von 25 Jahren einer metropolfixierten Landespolitik. Wie aber kann ein Land wachsen und gedeihen, in dem die sozialkulturelle Integration von Landkreisraum und Zentren klein und immer kleiner geschrieben wird? Und wie sieht es im Inneren unserer Städte aus?

Davon berichten Bernd Stracke als Mitbegründer des Löbau lebt e.V. und Geschäftsführer B3 Institut für Beratung, Begleitung und Bildung e. V. in Dresden und Valentin Hacke, Cyrkuspädagoge vom Kulturbrücken e.V. in Görlitz.

16:00

Kaffeepause

16:30

Abschlußplenum mit Berichten aus den Regionalforen (Aula, Haus G I)

Moderation: Prof. Dr. Stefan Garsztecki, TU Chemnitz,
und Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg, TU Dresden

17:45

Schlußwort Prof. Dr. Matthias Theodor Vogt