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CP 2003

Interkulturelle Kommunikation
Team I
Interkulturelle Kommunikation zwischen Deutschen und Polen

In der zwischenmenschlichen Kommunikation werden nicht nur Informationen ausgetauscht. Gesprächspartner weisen stets darauf hin, wie sie zueinander stehen, wie sie bestimmte Äußerungen beurteilen, welche Wertschätzung sie dem anderen entgegen bringen und welche Wertschätzung sie für sich selbst beanspruchen. Deswegen sind Kenntnisse der kulturpragmatischen Konventionen sehr wichtig. Jede Abweichung von der Konvention kann zu pragmatischen Interferenzen und dadurch zu Unverständlichkeit bzw. Missverständnissen führen.

Ziel der Arbeit des Teams war es, bestimmte Sprechakte im Deutschen und im Polnischen auf die Gefahr der potentiellen pragmatischen und interkulturellen Interferenzen empirisch zu überprüfen (Anrede- und Grußverhalten, Entschuldigung, Aufforderung, Beschuldigung etc).

Team II
Sektorielle Kommunikationsdefizite zwischen Ökonomie und Kultur

Eine der zentralen Grundlagen der traditionellen Ökonomie ist die Idee der freien und gleichwertigen Kombinierbarkeit der Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Boden. Wirtschaftliche Vorgänge ließen sich (gedanklich) isolieren und über mathematische Modelle abbilden, erklären und schließlich steuern. Die eigentlichen Antriebskräfte der Wirtschaft – der menschliche Gestaltungswille und die Gestaltungskompetenz sind der ökonomischen Theorie fremd. Sie nimmt nicht wahr, dass alle wirtschaftlichen Taten, alle Entscheidungen und Dispositionen stets Kopfgeburten sind und als solche ohne jede Ausnahme in gelebte Kulturpraxis eingewoben sind. Der Gegensatz zwischen diesem Ansatz und der orthodoxen Wirtschaftslehre läßt sich auf die Formel bringen, dass die optimale Kombination von Produktionsfaktoren als Garant der bestmöglichen Verwendung von knappen Ressourcen in keiner Weise der Realität gerecht wird – denn: Nur Menschen können produktiv sein, nicht dagegen Geld oder Stoffe.

Team II hat diese Ambivalenz zwischen der orthodoxen Ökonomie und eines kulturökonomischen Ansatzes untersucht. Es wurde versucht, offene Systeme für die Wirtschaftswissenschaften zu erarbeiten, die jenen Anspruch realitätsnaher Anwendung erfüllen, den die wirtschaftswissenschaftlichen Modelle der orthodoxen Ökonomie vermissen lassen.

Team III
Zusammenwachsen unterschiedlicher Gedächtniskulturen

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg fanden im Görlitzer Einzugsgebiet enorme Vertreibungs- und Migrationsprozesse statt, insbesondere durch die Zuteilung der Gebiete östlich der Neiße unter polnische Verwaltung. Dieser Bereich der Zeitgeschichte und insbesondere die Wirkungsgeschichte dieser Prozesse sind noch kaum erforscht.

Ziel der Arbeit des Teams war es, im Görlitzer Raum mit Hilfe von Oral-History-Techniken, durch das Durchführen und Auswerten von Interviews, Analysen zu der Bedeutung und Wirkweise der großen Migrationsprozesse in dieser Region zu erstellen. Weitergehende Fragestellungder Erhebungen war, welche Auswirkungen sich für die aktuellen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aufgaben des heutigen Görlitz/Zgorzelec durch die hohe Vertriebenenzusammensetzung der Bevölkerung ergeben. Methodik war wesentlich das strukturierte qualitiative Interview.

Team IV
Strukturen zwischenstaatlicher Kommunikation im Kulturbereich

Institutionen der nach außen gerichteten Kulturpolitik können gleichsam als Netzwerke erfasst und analysiert werden. Inwieweit die klassischen Institutionen westeuropäischer Staaten als Vorbilder genommen werden können, auch zukünftigen Anforderungen effektiv gerecht zu werden ist eine zu klärende Frage. Gerade im Zuge der Diskussion um eine gesamteuropäische Außendarstellung, sowie für kleinere und sich transformierende Staaten, wie z.B. den größten Teil der neuen Mitgliedsländern der Europäischen Union, könnte es von Nutzen sein, gänzlich neue Überlegungen anzustellen, wie sich die Institutionen auswärtiger Kulturpolitik untereinander organisieren lassen.

Damit hat dich Team III auseinandergesetzt. In einer Analyse bestehender Konzepte wurden diese die auf ihre Effektivität und Sinnhaftigkeit hin untersucht. Sodann konnten auf Basis grundlegender Erkenntnisse des Netzwerkens, sowie der kulturellen Dimension desselben, Funktionsprinzipien neu in Zusammenhang gebracht werden. Am Ende stand die Ausarbeitung von Visionen einer vernetzten, dialogischen Kulturvermittlung mit dem Ziel, ein Verständnis von regionalen, europäischen und globalen Zusammenhängen zu ermöglichen und zu kommunizieren.

Der Bericht über Collegium Pontes 2003

Der Bericht über Collegium Pontes 2003 ist beim ATUT-Verlag Breslau-Görlitz erschienen. Der vollständige Band sowie alle Artikel einzeln sind unter Publikationen abrufbar.