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Kulturelle Infrastruktur

Das Institut arbeitet in Lehre und Forschung eng mit verschiedenen Universitäten und Hochschulen Europas sowie mit Partnern aus dem Kulturbereich zusammen. In Dokumentation seiner Arbeit gibt es die Publikationsreihe „Kulturelle Infrastruktur“ im Leipziger Universitätsverlag heraus.

Die Bücher der Publikationsreihe sind direkt beim Verlag erhältlich.

Universitätsverlag Leipzig Bd. I – VIII

Band I:
Kulturräume in Sachsen – Eine Dokumentation

Die Dezentralisierung bislang staatlicher Kulturpflege steht europaweit im Zentrum vieler Überlegungen, eine neue und bürgernahe Basis für die Förderung von Kunst und Kultur zu schaffen.

Das Sächsische Kulturraumgesetz vom 20. Januar 1994 erhebt zum ersten Mal im deutschen Rechtskreis die kommunale Kulturpflege in den Rang einer Pflichtaufgabe. Acht ländliche und drei urbane Zweckverbände werden zu wichtigen Teilen vom Freistaat Sachsen mitfinanziert und können autonome Prioritäten setzen. Im Ergebnis des „Probejahrs“ 1995 der sächsischen Kulturräume zeichnet sich ab, daß die weltweit einzigartige Dichte der sächsischen Kulturlandschaft ungeachtet des Systemwechsels nach 1989 erhalten werden kann.

Der vorliegende Band zeichnet die Genese des Kulturraumkonzeptes nach, die Kontroversen um die Empfehlungen der Naumann-Kommission, die maßgeblichen Überlegungen des Staatsrechlers Fritz Ossenbühl und den schließlichen Konsens der gesetzgebenden Fraktionen.

Neu aufgenommen in die zweite Auflage sind Dokumente zum ersten Jahr der Wirksamkeit des Sächsischen Kulturraumgesetzes.

Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-04-9

Band II:
Soziale Sicherheit von Berufsmusikern

Professionelle Musiker gehören zu den am stärksten belasteten Berufsgruppen, bis zu siebzig Prozent der Orchestermitglieder leiden an arbeitsbedingten Schäden der Wirbelsäule, des Schulterapparates, der Ohren etc.

Wenig bekannt ist, daß in der DDR praxisbezogene Forschung zu Musikkrankheiten existierte. Erst in den letzten Jahren konnte sich die von den USA ausgehende Musikermedizin insbesondere in Freiburg, München und Hamburg etablieren.

Eine eigenständige Rehabilitationsbehandlung unter Anleitung von Musikermedizin existiert in Deutschland jedoch noch nicht und wird von der Bundesversicherungsanstalt derzeit abgelehnt. Im vorliegenden Band diskutieren führende Mediziner, Sozialversicherungsrechtler und Vertreter der Praxis, wie den Musikern geholfen werden kann, damit sie der Gesellschaft möglichst lange aktiv zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus behandelt der Band am Beispiel der Musiker die Unterschiede von selbständiger und nichtselbständiger Berufsausübung im Kunstbereich und macht zuweilen enorme Defizite deutlich.

Hans Herdlein, Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-12-X

Band III:
Bürgerschaftliches Engagement im Kulturbereich

Kultur gehört den Bürgern, nicht dem Staat und seinen Vertretern. Bürger und Bürgervereine gründeten in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zahlreiche Museen, unterhielten Theater, öffneten ihre privaten Lesezirkel der Allgemeinheit. In den zwanziger Jahren wurden die meisten Einrichtungen kommunalisiert.
1945 zielt der „Befehl Nr. 2“ der Sowjetischen Militäradministration auf die Verstaatlichung aller bürgerschaftlichen Vereine und ihres Eigentums.

Im Osten wie im Westen Deutschlands gehen noch heute viele Kultureinrichtungen und ihre Vertreter mit aller Selbstverständlichkeit von Staatskulturbeamtentum aus. Die neue Prioritätensetzung der öffentlichen Haushalte macht jedoch deutlich, daß nur jene Einrichtungen, die gezielt bürgerschaftliches Engagement zu bündeln verstehen, mittelfristig eine Chance haben.

Der Kölner Soziologe Ernst Scheuch zeichnet im vorliegenden Band Bürgerengagement als Grundlage einer demokratischen Gesellschaft nach. Ulrich Hess, Historiker in der Messestadt, geht den Bedingungen und Gefährdungen des Leipziger Kulturbürgers nach.

Marc Fumaroli analysiert das Gegenbeispiel von Staat und Bürger im sozialistischen Frankreich.

Ulrich Hess, Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-15-4

Band IV:
Die Zukunft unserer Zoos – Haltungs- und Marketingstrategien

Die zoologischen Gärten sind weltweit die beliebteste Kultureinrichtung überhaupt. Rund 600 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr eine Wildtierhaltung.

Von der königlichen Haltung von Jagdtieren, um Mut und können spielerisch zu erproben, über die repräsentativen Exotarien der frühen Neuzeit und die Schaumenagerien der Gründerzeit führt ein weiter Weg bis zu den Natur- und Tiergärten unserer Tage.

Die neuen Haltungsrichtlinien der Europäischen Union und der Bundesregierung werden jedoch in Kürze den Betrieb der heutigen Tierhaltung erschweren oder sogar verbieten.

Sachsen ist das erste deutsche Bundesland, das nach dem Vorbild der Schweiz eine Wildtierkommission eingesetzt hat, um zum Wohl der Tiere und der Besucher unseren Zoos eine Zukunft zu sichern.

Hubert Lücker, Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-09-X

Band V:
Heinrich August Marschner. Bericht über das erste Marschner-Symposium in Zittau

Heinrich August Marschner wurde 1795 in Zittau/Sachsen geboren und starb 1861 in Hannover. Zu Lebzeiten als Nestor der deutschen Komponisten überschwenglich verehrt, ist es heute still um ihn geworden. Gelegentlich werden sein „Vampyr“ oder „Hans-Heiling“ aufgeführt, die Lieder und Kammermusiken sind vergessen.

Der Musikgeschichtsschreibung gilt er als Kleinmeister zwischen den Gipfeln Weber und Wagner. Erst die jüngste interdisziplinäre Forschung konnte erhellen, welches Gewicht von Werken seiner kurzen Leipziger Zeit um 1830 tatsächlich zukommt: aus der Tradition des deutschen Singspiels kommend, spiegeln sie die ambivalente Aufbruchstimmung der nur in Frankreich erfolgreichen Revolution und führen kompositionstechnisch direkt zu Hector Berlioz, der die Partituren intensiv studierte.

Der vorliegende Band mit Beiträgen der international führenden Marschner-Experten präsentiert hierzu jüngste Forschungsergebnisse.

Ulrike Behrendt, Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-22-7

Band VI:
Kultur und Wirtschaft in Dresden

Kultur und Wirtschaft scheinen nur auf den ersten Blick ohne tiefere Beziehung zueinander zu stehen. Gerade in der als Elbflorenz gerühmten sächsischen Landeshauptstadt Dresden dienen die Kunstschätze und Theateraufführungen als Tourismusmagnet sondergleichen und tragen auch im Wortsinn zum Reichtum von Stadt und Land bei. Für Investoren ist das Wissenschafts- und Kulturklima ein entscheidender Anziehungsfaktor, trägt noch die intensive Beschäftigung der Bürger Dresdens mit Kultur wesentlich zu ihrer Arbeitsqualifizierung bei.

Auf Anregung des Sächsischen Kultursenats ist der Marketingexperte der Technischen Universität Dresden, Prof. Stefan Müller, den harten und den weichen Fakten der vielfältigen Beziehungen von Kultur und Wirtschaft in Dresden nachgegangen.

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einschließlich der steuerlichen Effekte von Kultur hat sein Kollege Prof. Ulrich Blum untersucht. Prof. Peter Bendixen (Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg) erläutert im abschließenden Essay die Herkunft wichtiger Teile unserer Vorstellungen von Wirtschaft aus dem Reliquienhandel des Hochmittelalters.

Ulrich Blum, Stefan Müller,
Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-20-0

Band VII:
Individuum vs. Institution – Zur Urfassung (1845) Richard Wagners „Tannhäuser“

Richard Wagners „Tannhäuser“ hat ein modernes Problem:

Als Einzelner steht er vor einer gegen Individualität verschworenen Institution, dem Wartburghof. Immer wieder feilte Wagner an diesem Stoff und seiner Gestaltung, am Ende bekannte er wenige Tage vor seinem Tod: „Ich bin der Welt den Tannhäuser noch schuldig“.

Was die Theater ihrem Publikum bis heute in der Tat schuldig blieben, war die Erstfassung des Werkes. Auf den Tag genau 150 Jahre nach Uraufführung am 19. Oktober 1845 in Dresden brachten die Theater Chemnitz und Usti-nad-Labem diese Erstfassung am Ort ihrer Entstehung , in Aussig, zur Aufführung. Pavel Eckstein, Prag, Ulrich Müller und Oswald Panagl, Salzburg, Udo Bermbach, Hamburg, Jiri Fukac, Brno, Luca Lombardi, Rom und andere führenden Wagner-Experten diskutierten die politische Dimension des Tannhäuser.

Der Stuttgarter Komponist und Mediziner Franz Jochen Herfert analysiert unter Anwendung einer neuartigen Methode den II. Akt und Volker Leimert, Chemnitz, die Erstfassung des Werkes.

Udo Bermbach, Ulrich Müller,
Matthias Th. Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-25-1

Band VIII:
Kultur im ländlichen Raum

Erstmals erforschten Kulturwissenschaftler und Kulturökonomen die Wirkung von Kunst und Kultur in einer ländlich geprägten Region. Kultur leistet einen gewichtigen Beitrag zur Wohlfahrt der Gesellschaften. Sie liefert das Bindemittel, das sie zusammenhält, so der Kulturpolitikwissenschaftler Matthias Theodor Vogt vom Institut für kulturelle Infrastruktur Sachsen (IKS) in seinem einleitenden Beitrag zu der Studie, die der Kulturraum Mittelsachsen beim IKS in Auftrag gab.

Der Kulturökonom Matthias Munkwitz (Hochschule Zittau/Görlitz) belegt, dass die wirtschaftlichen Folgeeffekte der Kultur beachtlich sind. Diese Effekte können nicht nur per se als schlagendes Argument zur Begründung öffentlicher Kulturfinanzierung dienen. Vielmehr ist eine kulturökonomische Betrachtungsweise auch für andere Politikbereiche erforderlich.

Das wichtigste Potential Mittelsachsens sind die Akteure, die innerhalb des letzten Jahrzehnts die Geschicke der Region in die Hand nahmen, lautet der wohl wichtigste Befund des Kultursoziologen Michael Hofmann (Technische Universität Dresden). Anders als Großstädte vermögen ländliche Regionen ihre Akteure nicht zu importieren. Sie greifen vielmehr auf die Ressourcen an Humankapital zurück, die in der Region selbst heranwachsen.

Anhand des Besuchs von Kultureinrichtungen durch einheimische Bürger und Touristen wird die enorme Bedeutung von Kultur in der „sächsischen Provinz“ erkennbar. Im Gefolge der grundlegenden Transformationsprozesse, die 1989/90 einsetzten, griffen die Akteure in Mittelsachsen erfolgreich zu identitätsstiftenden Kulturalisierungs-Strategien. Sie knüpfen an die durch Bergbau und Industrialisierung seit Jahrhunderten bewährte Offenheit für Technik- und Gewerbeentwicklung an. Trotz aller Brüche gelang es dadurch in einigen Subregionen, eine zugkräftige, für die meisten akzeptable Identität zu konstruieren, so der Kulturwissenschaftler Klaus Winterfeld (IKS).

Insbesondere über Kultur gelang in Mittelsachsen die Bewältigung jener gesellschaftlichen Transformation, die in Westdeutschland als Aufgabe noch aussteht.

Michael Hofmann, Matthias Munkwitz, Klaus Winterfeld, Matthias Theodor Vogt (Hg.)
ISBN 3-931922-21-9